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Die neue Gretchen­frage

13. März 2008

Hat der Glaube oder haben dieMenschenrechte Vorrang?

Viele Muslime wissen nicht, wie sie sich entscheiden sollen.

Aber auch Christen plädieren nicht immer für Toleranz

Frankfurter Rundschau vom 18.03.2008

Für das Leben in einer multikulturellen Gesellschaft bedarf es interkultureller Kompetenz. Sie bedeutet auch, nicht die Augen zu verschließen vor negativen Tendenzen, die der politische Islam in einer multikulturellen Gesellschaft erzeugt. Das muss offen kritisiertwerden, ohne dabei die religiösen Gefühle der Mehrheit der muslimischen Bevölkerung zu verletzen.
Der „politische Islam“ macht aus einer toleranten und friedlichen Religion einen auf falsche Auslegungen und Dogmen reduzierten Islam und schadet damit den Angehörigen dieser Religion. Deshalb ist es notwendig eine Grenze zwischen dem Islam und dem Islamismus zu ziehen. Um diese Grenze ziehen und den Vorurteilen gegenüber den Muslimen entgegen-wirken zu können, wurde die Initiative der säkularen und laizistischen Bürgerinnen und Bürger aus islamisch geprägten Herkunftsländern in Hessen (ISL) gegründet. Die Gründungsmitglieder stammen aus unter-schiedlichen Nationen, Kulturen und Glaubensrichtungen der muslimischen Community. Innerhalb der Initiative sind die Meinungen über Inhalte und Formen der Glaubensausübung vielfältig.

Frauenrechte sind Grundrechte

Der gemeinsame Nenner der ISL ist die strikte Trennung von Religion und Staat, die entschiedene Ablehnung der Politisierung der Religion und der Gewaltanwendung im Namen der Religion. Gemeinsam ist aber allen die uneingeschränkte Akzeptanz der freiheitlich-demokratischen Grunp-rinzipien der deutschen Verfassung. Zu diesen Grundprinzipien zählt die volle Gleichberechtigung und Gleichstellung von Frauen und Männern – nicht nur vor Gott, sondern im gesellschaftlichen Leben. Dazu gehört auch die negative Religionsfreiheit, also die Freiheit nicht zu glauben und ein Leben ohne religöse Bindungen zu führen. Dazu gehört die Neutralität des Staates und seiner Bediensteten. Dazu gehört die Bekämpfung jeder Form des Rassismus, des Antisemitismus sowie jeglicher Ausgrenzung.
Das Leitbild der Initiative ist das friedliche und gleichberechtigte Zusammenleben aller Menschen unabhängig von ihrem Glauben. Die ISL will die Stimme der nicht-organisierten Mehrheit der Muslime in der Bundesrepublik sein. Sie möchte verhindern, dass die öffentliche Aufmerksamkeit sich allein auf die Wortführer der organisierten Minderheit richtet und so ein Zerrbild der Lebensrealität der Menschen muslimischen Glaubens in derBundesrepublik gezeichnet werden kann.

Turgut Yüksel ist SPD-Landtagsabgeordneter in Hessen. Er organisiert seit Jahren die „Parade der Kulturen“ und gründete die „Initiative von säkularen und laizistischen Bürgerinnen und Bürgern aus islamisch geprägten Herkunftsländern in Hessen“.
Humanistische Union und Frankfurter Rundschau haben die Autoren zur Podiumsdiskussion „Islam: Fundamentalismus oder Integration?“ eingeladen. Sie beginnt am heutigen Donnerstag um 20 Uhr im Café Wiesengrund, Finkenhofstr. 17, Frankfurt; Eintritt 5 Euro, ermäßigt
3 Euro

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