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Der Jesuswahn. Lesung mit Dr. Heinz-Werner Kubitza

03. März 2011
Datum: Donnerstag, 03. März 2011
Der Jesuswahn. Lesung mit Dr. Heinz-Werner Kubitza

Dr. Heinz-Werner Kubitza liest aus seinem Buch „Der Jesuswahn. Wie die Christen sich ihren Gott erschufen“  (http://www.jesuswahn.de/). Der promovierte Theologe hält die Bibel für das am meisten überschätzte Buch der Weltliteratur und Jesus von Nazareth für die am meisten überschätzte Person der Weltgeschichte. Sein Buch versteht er als einen Beitrag zur „Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung“.

Auch nach den aktuellen Skandalen um (sexuellen) Missbrauch in der Kirche glauben viele, daß die Bibel wertvoll oder das Leben Jesu vorbildlich sei. Wertvoller Glaube – oder ein Vorurteil, ein Irrtum? Heinz-Werner Kubitza geht der Frage nach: der promovierte Theologe ist ein „Insider“ – und stellt fest: „die Bibel ist ein Relikt aus einer anderen Zeit, Überbleibsel einer Epoche und eines Paradigmas, welches zu Recht auf den Schutthaufen der Geschichte gehört.“ (S. 9)

Mit den Methoden neutestamentarischer Forschung vertraut, zeigt Kubitza die Widersprüche zwischen den Evangelien auf, weist auf Fälschungen und weitere Widersprüchlichkeiten in den biblischen Texten hin und kommt zum Ergebnis: „Alle christlichen Konfessionen beruhen letztlich auf einem weltgeschichtlichen Irrtum, denn den Jesus, an den die Kirchen glauben, hat es so nicht gegeben. Der Jesus der Kirche hat mit dem galiläischen Wanderprediger fast nichts gemein. Die Kirche ist keine Gründung Jesu, sie hat sich selbst erschaffen, sich selbst organisiert… Die Göttlichkeit Jesu hat sich nicht offenbart, sie ist ein Produkt derer, die zuerst an sie geglaubt haben. Dass sich die Menschen ständig neue Götter selbst erschaffen haben, dieses religionsgeschichtliche Grundgesetz gilt auch für das Christentum.“ (p. 304)

Nur kurz streift Kubitza das Alte Testament mit seinen ethischen Katastrophen (wie Aufruf zum Mord und Rechtfertigung von Völkermord oder dem klaren Gebot „Hexen sollst Du verbrennen!“ {Ex 22,17}). Dann widmet er sich der Person Jesu und wie die Kirche ihn wandelt, und der Frage, wie christlicher Judenhaß beginnt.

Aktuell gilt in unserer Gesellschaft: „Viele Menschen glauben längst nicht mehr an den christlichen Gott, halten aber die christliche Ethik für eine gute Sache“ (S. 333). Allerdings hält „christliche Ethik“ einer Prüfung nicht stand: „Menschenrechte, Freiheitsrechte, Gleichheit und Toleranz standen nicht auf der Agenda der Religion“ (S. 313). „Überhaupt bleiben bei einer kritischen Analyse von den Zehn Geboten bestenfalls drei übrig, die mit den Prinzipien einer freiheitlichen Grundordnung einigermaßen zu vereinbaren sind. Viel höher ist dagegen die Zahl der Gebote, die … einer solchen Ordnung widersprechen. Es ist deshalb absurd, ausgerechnet die Zehn Gebote als positive Grundlage einer Ethik sehen zu wollen. Gerade sie sind es nicht.“ (S. 339)

„Der Jesuswahn“ ist frisch im Tectum-Verlag erschienen: http://www.jesuswahn.de/. Angesichts von Kirchen, die überkommene Privilegien mit dem Hinweis verteidigen, sie leisteten viel für eine grundlegende ethische Orientierung der Gesellschaft, scheint ein genauerer Blick darauf geboten…

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